Filmbesprechung: Digitale Nomaden – Deutschland zieht aus

digitale-nomaden-deutschland-zieht-aus-vorstellungMorgen Thailand, übermorgen Australien und wenn das Wetter gut ist, dann gerne auch ein paar Tage in Deutschland. Was sich nach drei Wochen Sommerurlaub anhört ist für manche WebWorker Alltag. Diese sogenannten „Digitalen Nomaden“ ziehen von Land zu Land und arbeiten überall dort, wo es ihnen gerade gefällt. Doch was heißt es überhaupt „Digitaler Nomade“ zu sein? Genau mit dieser Frage beschäftigt sich Thorsten Kolsch und hat sich im Dokumentarfilm „Digitale Nomaden – Deutschland zieht aus“ sprichwörtlich auf die Reise gemacht und die bekanntesten deutschen Digitalen Nomaden getroffen um zu erfahren, wie das ortsunabhängige Arbeiten denn tatsächlich so ist. Nachfolgend möchte ich euch den Film kurz vorstellen und meine Meinung dazu euch mitteilen.

Inhalt

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Thorsten Kolsch mit Fernweh
Thorsten Kolsch mit Fernweh

Dort arbeiten, wo andere Urlaub machen! Das ist wohl der Spruch, den sich alle Digitalen Nomaden auf die Fahne schreiben lassen, gleichzeitig aber wahrscheinlich auch nicht mehr hören können. Von der Vorstellung angetan, am Strand im Liegestuhl zu sitzen, den Cocktail zur Rechten, den Laptop zu seiner linken Seite zu haben und im gleichen Moment für seinen Lebensunterhalt zu sorgen, war auch Thorsten Kolsch. Ein Nomade war er nämlich irgendwie schon, beginnt der Film doch wie er Kolsch in einer kleinen Einliegerwohnung in einer Villa am Hang in Hamburg-Blankenese zeigt. Doch die wunderschöne Wohnung gehört nicht ihm, sondern seiner besten Freundin, die ihrerseits auf Weltreise ist. Kein Wunder, dass ihn da schon einmal das Fernweh überkommt. Doch warum den Blick immer nur in die Ferne schweifen lassen? Inspiriert durch den WebWorker-Klassiker „Die 4-Stunden-Woche“ von Timothy Ferriss macht er sich auf die Suche nach einer Brücke zwischen der Arbeit auf der einen und dem Reisen auf der anderen Seite. Mit einer kurzen Internet-Recherche findet er dann auch schnell genau die Leute, die es schon geschafft haben, solch eine Brücke zu schlagen. Doch ist das Digitale Nomadentum tatsächlich so toll, wie es im Internet überall beschrieben wird? Oder gibt es doch eine Kehrseite, wenn man nirgendwo so richtig zuhause ist? Um das herauszufinden trifft sich Kolsch mit den bekanntesten Gesichtern aus der Szene und gibt dem Zuschauer so einen Einblick in eine Welt fern abseits des nine-to-five-Jobs …

Bekannte Gesichter erzählen ihre Geschichte

Wer sich im Blog-Bereich des ortsunabhängigen Reisens schon ein bisschen auskennt, wird viele bekannte Namen und Gesichter in „Digitale Nomaden – Deutschland zieht aus“ vorfinden. So kommen unter anderem Conni Biesalski von www.planetbackpack.de, Sebastian Canaves von www.off-the-path.com, Tim Chimoy von www.earthcity.de, Felicia Hargarten von www.travelicia.de und Ben Paul von www.anti-uni.com zu Wort. Sie beschreiben, wie für sie persönlich diese neue Arbeitswelt ist, was ihnen gefällt und wo es vielleicht auch Probleme gibt. Man erfährt ihren Werdegang, ihre Ängste und auch ihren Antrieb. Kritische Töne und Fragen findet man leider in den Interviews so gut wie gar nicht. Bestes Beispiel ist die Fragen zur Alterssicherung, die lediglich mit einem kurzen ironischen Satz kommentiert wird. Kolsch entzieht sich gar der kritischen Betrachtung in dem er es explizit jedem selbst überlässt, sich darüber eine eigene Meinung zu bilden.

Nomaden auf Heimaturlaub

Das Paradoxe an „Digitale Nomaden – Deutschland zieht aus“ ist, das die Reiselust und Freiheit, von denen die Digitalen Nomaden angetrieben werden, in der Dokumentation überhaupt nicht richtig eingefangen wurde. Das liegt aber weniger an den Darstellern, an deren Gesichter man die Leidenschaft förmlich ablesen kann, sondern viel mehr an den tristen Locations an denen die Interviews stattfanden.

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Digitale Nomadin und Reisebloggerin Felicia Hargarten

Tim Chimoy wurde an einem regnerischen trüben Tag in Deutschland interviewt und auch Feli Hargarten kann man bei ihrem Interview in dicker Jacke erst einmal nur schlecht am Strand unter Palmen vorstellen. Authentischer wäre es gewesen, wenn Kolsch die Digitalen Nomaden auch dort besucht hätten, wo sie sich einen Großteil des Jahres herumtreiben. Der Authentizität und Stimmung hätte es gut getan, wenn er sie einfach einmal ein bisschen durch den Alltag begleitet hätte. So hat man als Zuschauer leider immer den Eindruck, keinen richtigen Einblick in das Leben eines Digitalen Nomadens zu bekommen. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass solch ein Einblick deutlich teurer gewesen wäre, als sich mit allen Darstellern für ein paar Stunden in Deutschland zu verabreden. Und da wären wir schon beim nächsten Punkt, der auf jeden Fall im Zuge dieses Projekts angesprochen werden muss.

Film kaufen und Gutes tun!

digitale-nomaden-deutschland-zieht-aus-einnahmen-ausgabenWie die Digitalen Nomaden selbst, sind auch die Macher des Films Idealisten. Es geht mit dem Projekt nicht darum das große Geld zu machen und von einem aktuellen Trend zu profitieren. Im Gegenteil, im finanziellen Mittelpunkt steht lediglich die Kostendeckung der Produktionskosten. Alle weiteren Einnahmen die darüber hinausgehen, sollen an den Verein Viva con Agua gespendet werden, der sich für den Brunnenbau in Entwicklungsländern einsetzt. Eine wirklich klasse Sache, die man nicht nur hervorheben, sondern meiner Meinung nach auch unterstützen muss! Die Zahlen werden übrigens auch veröffentlicht und regelmäßig aktualisiert, sodass man sehen kann, wie der aktuelle Stand gerade ist. Momentan konnten leider noch nicht einmal die Produktionskosten eingespielt werden, das sollten wir doch ändern können 😉

Fazit

Auch wenn man sich einen etwas lebenswirklicheren Einblick in den Alltag der Digitalen Nomaden und vielleicht auch das ein oder andere kritische Wort mehr gewünscht hätte, so macht die Dokumentation „Digitale Nomaden – Deutschland zieht aus“ doch richtig Spaß beim Zusehen und erweckt bei dem ein oder anderen vielleicht auch den Drang sich in die weite Welt aufzumachen. Zusätzlich tut man mit dem Kauf des Streams/Downloads auch noch etwas Gute, sodass man 7,90 Dollar auf jeden Fall investieren sollte.

Mehr Informationen, sowie die Möglichkeit zum Kauf des Films findet ihr unter: http://deutschland-zieht-aus.de/

1 Gedanke zu „Filmbesprechung: Digitale Nomaden – Deutschland zieht aus“

  1. Der Beitrag und der Film sind zwar schon älter, das Thema bleibt aber sehr aktuell. Denn immer mehr Menschen arbeiten digital und mobil. Die Kritik an den Interview Orten kann ich nachvollziehen, auf der anderen Seite wäre der Film noch mal deutlich teurer geworden, wenn man die Protagonisten per Flugzeug besucht hätte. Ich selbst könnte mir das Leben als digitaler Nomade auch sehr gut vorstellen. Mit Frau und Kind ist das jetzt vielleicht nicht mehr ganz so leicht, geht aber bestimmt auch. Kennt da jemand Leute aus der Szene, die mit Familie als digitale Nomaden unterwegs sind?

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